Es ist einfach der Traum von allen Musiker*innen: Einfach zuhause in den Keller gehen, einen einzigen Schalter umlegen und losrocken. Ohne Rücksicht auf die Nachbarn, ohne nerviges Aufbauen von Equipment, ohne Absprache mit anderen Bands, die den Proberaum teilen.
Mit unseren Tipps verwandelst du deinen Keller in einen Premium-Proberaum, in denen du ohne schlechtes Gewissen so laut sein kannst, wie du willst. Ganz weit oben steht daher eine gute Geräuschisolation bzw. Schalldämmung. Ein guter Luftaustausch ist allerdings genauso wichtig.
Lies dir zuerst aber den ganzen Artikel durch, bevor du loslegst, denn es gibt dabei einiges zu beachten. Bist du bereit? Dann hol dir was zum Schreiben und leg los!
Proberaum im Keller einrichten – so geht’s
Warum überhaupt ein Proberaum im Keller?
Als Hobbymusiker kann ich selbst wortwörtlich ein Lied davon singen: Die Muse kitzelt einen, und man möchte am liebsten direkt mit dem Musik Machen anfangen. Dumm nur: Die Wände sind dünn, die Nachbarn nicht gerade Fans von deiner Lieblingsmusik und zu allem Überfluss ist es auch noch 23 Uhr. Oder noch später.
Denn laut Gesetz gilt in den meisten Regionen eine Nachtruhe von 22 bis 6 Uhr. Und selbst wenn es einem rechtlich zusteht, jeden Tag unbegrenzt zumindest in Zimmerlautstärke zu üben – der „Nachbar im Kopf“ stört das Üben ungemein. Gerade dann, wenn man zum Beispiel das Singen lernen will, muss man sich frei entfalten können. Und das geht nur, wenn man sicher ist, dass man niemanden damit stört.
„Zimmerlautstärke“ geht einfach nicht
Denn Musik ist Leidenschaft, und da will man auch mal hemmungslos sein können. Die Gitarren müssen ballern und die Stimme muss auch mal bis zum Anschlag schreien dürfen. Ganz zu schweigen vom Schlagzeug: Wer an den Drums sitzt, der weiß, dass man eben einfach nicht „leise“ spielen kann. Oder will. Und auch E-Drums hören die Nachbarn.
Kurzum: Man einen Raum, der absolut schalldicht ist – oder zumindest so, dass man fast nichts mehr in den Wohnungen darunter, daneben oder darüber hört.
Proben, wann man will
Die meisten Musiker*innen holen sich deshalb einen Proberaum. Auch ich habe so einen: Er liegt im Gewerbegebiet unter einem Parkplatz. Da kann ich auch meinen 100-Watt-Röhrenverstärker zum Glühen bringen, mein Drummer kann seine Gravity-Blastbeats ballern und ich kann auch mal Pig-Grunts üben, ohne dass meine Nachbarn denken, ich sei ein potentieller Psychopath (du wirst dir vielleicht denken können, dass ich Metal spiele – aber auch andere Musikgenres wollen laut üben!).
Das Problem daran ist aber: Solche Räume sind meistens weit weg von der Wohnung. Wenn einen dann aber plötzlich die Muse packt, muss man sich erst richten, alle Instrumente mitnehmen, sich aufs Bike schwingen oder in die U-Bahn zwängen und zum Proberaum fahren. Und dann geht der nächste Stress los: Kabel entwickeln, Verstärker aus den Schutzfolien rausbringen, Effektgeräte verkabeln usw.
Am schlimmsten ist es aber, wenn vielleicht gerade die andere Band im Proberaum chillt und man sich mal wieder nicht abgesprochen hat. Dann vergeht die Muse schnell und schlägt in Frust um.
Der Traum
Deshalb ist es einfach ideal, einen Proberaum im eigenen Keller zu haben: Man springt einfach ein paar Treppenstufen nach unten, legt einen Schalter um, und schon kann das Musizieren losgehen.
Und damit dieser Traum Realität werden kann, haben wir dir hier den ultimativen Guide zusammengestellt, wie du in deinem Keller deinen eigenen Proberaum einrichtest. Dabei bin ich in der luxuriösen Position, dass in meiner Band nicht nur Ingenieure sind, sondern auch erprobte Handwerker, die früher ihr Geld mit dem Bauen von Skateboardparks ihr Geld verdient haben.
Der folgende Guide kombiniert also technische Expertise von studierten Ingenieuren mit der handwerklichen Erfahrung vom Bau. Bist du bereit? Dann kann’s losgehen!
1) Die Größe
Welche Größe soll dein Proberaum haben? Das hängt natürlich davon ab, was du in deinem Proberaum machen willst. Für ein Schlagzeug solltest du mindestens 3 m2 einplanen. Dazu kommt vielleicht noch ein Keyboard, eine Gesangsanlage, Gitarrenverstärker… und und und.
Hier haben wir eine kleine Übersicht für dich zusammengestellt, wie viel Platz du mindestens brauchst:
Schlagzeug 3 qm (150 cm x 200 cm)
Keyboard/Klavier 1 qm (150 cm x 60 cm)
Verstärker (Gitarre) 0,2 qm (75 cm x 30 cm – z. B. Marshall JVM 100 Watt)
Effektpedale 0,2 qm
Bassverstärker 0,2 qm
Verstärker (Gitarre 2) 0,2 qm
Gesangsanlage 0,4 qm
(Mixer, Lautsprecher)
Gesamt: 4,2 qm
Dazu musst du dich aber auch noch in dem Proberaum bewegen können. Und natürlich brauchst du auch noch einen Kühlschrank, Sofas usw. Aus persönlicher Erfahrung kann ich nur sagen: Erst ab 20 bis 30 qm wird es zu einem „echten“ Proberaum. Das heißt aber nicht, dass du nicht auch in engeren Räumen einen Proberaum einrichten kannst.
2) Wände
Natürlich brauchst du einen Raum, den du auch abschließen kannst – eine einfache Parzelle, die deinen Raum nur durch Holzbalken abtrennt, reicht eher nicht aus. Unmöglich ist das zwar nicht, aber hier wäre der Aufwand zu groß, den Raum schalldicht zu machen. Am besten ist natürlich ein solider Betonkeller mit einer Feuerschutztür.
Ein Fenster ist natürlich ideal für den Luftaustausch und den Wohlfühlfaktor (Tageslicht!), aber es ist nicht notwendig. Im Gegenteil ist ein Fenster ein „wunder Punkt“ bei der Schallisolierung. Mehr dazu aber später.
3) Unterbodenisolierung
Du hast also einen Kellerraum, der groß genug ist und über geeignete Türen verfügt? Prima. Dann kannst du jetzt mit dem Isolieren anfangen – und das am besten unten, auf dem Boden.
Wieso ist eine Unterbodenisolierung wichtig?
Ein Keller befindet sich natürlich immer im Boden – und darunter ist im Normalfall keine Wohnung mehr. Dennoch sollte man die Unterbodenisolierung nicht vergessen.
Sie ist wichtig, dass die Schwingungen nicht über den Boden weitergeleitet werden. Vor allem die Kick- bzw. Bass-Drum bei Schlagzeugern gibt regelmäßig ein „Stampfen“ ab, das sehr leicht nach außen dringt. Aber auch Amps haben tiefe Frequenzen, die schnell weitergeleitet werden.
Die einfachste Lösung: Bautenschutzmatten, wie man sie beispielsweise unter eine Waschmaschine legt. Sie schlucken schon eine große Menge der Schallwellen.
Noch besser ist aber eine Lösung aus Steinwolle. Achte aber darauf, dass diese trittfest ist! Das ist nämlich nicht bei jeder Steinwolle der Fall. Auch solltest du unter das Drumset Matten oder spezielle Drumteppiche legen.
Im Idealfall verlegst du am Boden zuerst eine Schicht Schallschutzmaterial, darüber dann Parkett oder Klicklaminat und darauf dann Stahlwolle bzw. Teppiche. Dann ist dein Keller auf jeden Fall nach unten hin absolut Schallgeschützt.
So sollte deine Schalldämmung für den Boden aussehen:
- Grundboden
- Matten / Steinwolle (Akkustikmatten)
- Teppichpolsterung
- Oberschicht (Laminat, Teppich…)
4) Die Hauptaufgabe: Schalldämmung für Wände und Decken
Das Fundament ist fertig – Zeit, uns jetzt den Wänden zu widmen. Dazu an dieser Stelle schonmal eine kleine Anmerkung zum Thema Feuchtigkeit: Sorge immer dafür, dass der Raum trocken ist. Das ist oft leichter gesagt als getan, deswegen widmen wir uns weiter unten extra diesem Thema.
Gehen wir mal vom Optimalfall aus: Dein Keller hat sehr trockene Wände und lässt sich gut belüften. Dann kannst du direkt mit der Schallisolierung anfangen.
Eierschachteln – Ja oder nein?
Räumen wir gleich mal mit einem weit verbreiteten Vorurteil auf:
Mit Eierschalen kann man den Schall nicht eindämmen. Punkt. Das kannst du sehr ausführlich hier nachlesen. Sie können den Schall aber dämpfen.
Exkursion: Schalldämpfung und Schalldämmung
Bei der Schalldämmung geht es darum, die Übertragung des Schalls von Ort A nach Ort B zu verhindern. Also soll er in deinem Proberaum bleiben, aber nicht zu deinen Nachbar*innen ins Schlafzimmer kriechen. Man kann auch von einer Schallisolierung sprechen. Dazu sind meistens bauliche Maßnahmen nötig.
Schalldämpfung: Hierbei soll der Schall bzw. der Klang innerhalb eines Raumes verbessert werden.
Schauen wir uns also an, was du stattdessen machen kannst, um deinen Raum schalldicht (Schalldämmung) zu machen.
Grundsätzlich gilt: Je dicker, desto besser. Im Idealfall verfügt dein Keller über sehr dicke Wände. Ich hatte zum Beispiel mal einen Proberaum in einem alten Hamburger Luftschutzbunker – da waren die Außenwände bis zu 3,5 m dick. Das wird in deinem Keller wahrscheinlich nicht der Fall sein – deshalb musst du nachhelfen.
Die beste Lösung: Eine freischwingende Raum-in-Raum-Lösung
Um wirklich den Schall zu dämmen, muss dein Raum isoliert sein – beziehungsweise darf der Raum, in dem du probst, nicht mit dem Mauerwerk verbunden sein. Zwischen Geräuschquelle und Nachbarn muss also eine Barriere her. Im besten Fall ist das Luft.
Du kannst zwar keinen schwebenden Raum bauen, aber mit der freischwingenden Raum-in-Raum-Lösung kommst du dem schon ziemlich nahe. Das bedeutet: Du hast quasi eine Extra-Umschalung um deinen Proberaum.
Im Idealfall baust ein sogenanntes U-Profil-Ständerwerk. Diese Konstruktion darf aber keinen Kontakt zur Außenwand haben. Hier habe ich das mal schematisch für dich aufgezeichnet:
Du kannst es dir wie eine zweite Wand vor der eigentlichen Wand vorstellen. Hier ist ein Bild, wie das ungefähr aussehen kann – allerdings fehlt hier noch die zusätzliche Dämmplatte. Die würdest du jetzt dort anbringen, wo der Mann seine Handschuhe hat.
Achte darauf, dass die Dämmwolle lückenlos und sehr dicht in das U-Profil eingebettet wird. Für die Dämmplatten kannst du am besten Gipskarton wählen. Im Idealfall nimmst du hier sogar zwei oder sogar drei Schichten: Mehr hilft mehr.
So eine richtige Rahmenkonstruktion hat locker mal 15 cm. Rechne also damit, dass dein Raum nochmal ein gutes Stück kleiner wird, wenn du ihn so schalldämmen bzw. schallisolieren willst.
Denke an die Decke
Wenn direkt über dem Keller schon die ersten Geräuschsensiblen Nachbarn wohnen, solltest du das Ganze natürlich auch an der Decke anbringen. Das ist zwar ein nicht unbeträchtlicher Aufwand, lohnt sich aber. Achte auch hier wieder darauf, dass die Stützbalken und die Verschalung keinen direkten Kontakt mit der Decke haben. Achte dabei darauf, dass diese Deckenkonstruktion nicht mit der Raumdecke und dem Mauerwerk in Berührung kommt.
…und an den Boden
Natürlich kannst du die gleiche Konstruktion auch auf den Boden übertragen. Das ist aber nur optional.
Bedenke auch, dass diese Art der Konstruktion sehr viel handwerkliches Geschick beansprucht. Wenn du dir das nicht zutraust, frage einen befreundeten Handwerker, ob er dir hilft – oder beauftrage gleich einen Profi. Das wird zwar dementsprechend teuer, aber dafür hast du dann auch einen bestens schallisolierten Raum.
Alternativ kannst du dich an diese einfache Regel halten: Mehr hilft mehr. Klatsche also so viel Steinwolle und Gipsplatten und Pyramidenschaumstoff an deine Decke, wie du kaufen und deine Decke tragen kann!
5) Schalldämpfung – für eine bessere Raumakustik
Nachdem du den Proberaum schallgedämmt hast, gilt es jetzt, die Akustik innerhalb des Raumes zu optimieren. Meistens arbeitet man dazu mit sogenannten Absorbern, also „Schallschluckern“. Die solltest du auch anbringen, wenn dein Raum nicht unbedingt schalldicht sein muss, denn sie verbessern das Klangerlebnis im Raum.
Wichtig ist dabei, dass möglichst wenige große, kahle Flächen vorhanden sein sollten. Bringe also möglichst viel Absorber an, aber auch nicht zu viel – ein bisschen Widerhall von der Wand ist durchaus erwünscht.
Solche Absorber kannst du übrigens selbst bauen: Einfach mit Gipskarton einen großen Kasten bauen, Stahl- oder Steinwolle rein, Schaumstoff außen drauf, fertig. Darüber kannst du dann noch Pyramidenschaumstoff anbringen. Das sollte auf jeden Fall reichen.
Basstrap
Mit den Absorbern kannst du die hohen Frequenzen gut abgreifen. Aber was ist mit den tieferen Mitten und Bässen? Die fängst du mit einer sogenannten Basstrap, also Bassfallen. Dabei handelt es sich meist um freistehende Schallabsorber, die du in die Ecke platzieren solltest. Dabei gilt: Je größer, desto gefräßiger – je mehr Masse du also aufbieten kannst, desto besser schlucken sie den Bass und geben ihn nicht zurück.
6) Fenster und Türen
Fenster und Türen sind natürlich die Schwachpunkte in der Schallisolation. Auch hier gilt: Masse ist Klasse. Wenn es geht, holst du dir eine möglichst schwere, dicke Türe in den Proberaum. Ansonsten kannst du sie mit Styropor abkleben.
Bei dem Fenster habe ich folgenden Tipp für dich: Wenn du die Außendämmung deines Proberaums machst, lasse eine Aussparung um die Fenster frei. Dann baust du dir aus den Dämmplatten und etwas Dämmwolle eine Art „Propfen“, den du in diese Aussparung stecken kannst, sobald du mit dem Proben anfängst. Denn so hast du immer noch die Möglichkeit, das Fenster zu öffnen und ab und zu für Frischluft zu sorgen.
Alternativ musst du dir extrem dicke Fensterscheiben besorgen – und am besten sogar doppelte Fenster einbauen. Ein Fenster ist aber auf jeden Fall ein Vorteil, denn einer deiner größten Probleme ist neben der Lautstärke vor allem die Feuchtigkeit:
7) Feuchtigkeit
Gerade in schlecht belüfteten Kellern ist Feuchtigkeit dein größter Feind. Wenn du keine gute Luftzirkulation hast, staut sich feuchte Luft. Das führt relativ schnell zu Schimmel. Darunter leidet nicht nur deine Gesundheit, sondern auch deine Instrumente.
Und glaub mir: Es ist kein schöner Anblick, wenn man nach zwei oder drei Wochen Pause wieder zurück in den Proberaum kommt und dann Schimmel an seinen Amps findet. Mir sind dadurch auch schon ein paar Verstärker kaputtgegangen.
Im Idealfall hast du natürlich ein Fenster bzw. eine Lüftungsanlage in deinem Proberaum. Da Fenster aber bei Kellern eher unwahrscheinlich sind, solltest du dir einen Luftentfeuchter zulegen. Den bekommst du im Baumarkt und der kostet auch nicht die Welt. Unter Umständen musst du ihn zwar regelmäßig leeren. Dafür hast du immer einen trockenen Proberaum.
8) Verkabelung & Strom
Bevor du mit dem ganzen Umbau beginnst, solltest du daran denken, dass deine Geräte auch Strom benötigen. Lasse also zwischen den Dämmplatten Platz für Kabel und Elektronik.
9) Kühlschrank und Sofa
Was denn? Denkst du etwa, ein Proberaum wäre ohne ein entspanntes Sofa und einen Kühlschrank mit kühlem Biernachschub fertig? Haha, nein, das ist natürlich nur ein Spaß. Du kannst deinen Proberaum so einrichten, wie du willst. Wir haben in unserem Proberaum sogar ein paar Plastikpflanzen angebracht, weil sie dem Raum gemütlicher machen.
Check-Up: Keller im Proberaum – eine gute Idee?
Das war also unsere Anleitung, wie du dir in deinem Keller einen Proberaum einrichten kannst. Und ich muss ganz ehrlich sagen: Es ist jede Menge Arbeit. Du musst dir im Vorhinein Gedanken machen, ob du den ganzen Umbau stemmen kannst und ob es sich für dich lohnt.
Allerdings ist ein eigener Proberaum im Keller natürlich eine feine Sache, denn so kannst du quasi immer Musik machen, wann du gerade willst.
Du solltest aber in jedem Fall mit deinen Nachbarn sprechen – damit der Frieden im Haus gewahrt bleibt.
Hier nochmal das Wichtigste auf einen Blick:
- Überprüfe, ob du genügend Platz hast
- Masse ist Klasse: Je mehr Material, desto besser die Dämmung
- Im Idealfall baust du eine freischwingende Raum-in-Raum-Konstruktion
- Ansonsten: Viel Steinwolle, viel Gipskartonplatten
- Achte auf einen guten Luftaustausch
- Bedenke, dass du Elektronik brauchst
- Sprich dich mit deinen Nachbarn ab
Wenn du dich an das alles hältst, kann der Umbau auch ein cooles Projekt sein, das dir nicht nur Spaß macht, sondern auch deinen eigenen Proberaum bringt. Lass uns auf jeden Fall wissen, wie es bei dir geklappt hat.
Keep on rocking!