Du hast eine Band oder ein Instrument und möchtest gerne laut spielen, hast aber kein Proberaum? Und bist in der komfortablen Position, eine Garage dein Eigen nennen zu können – ohne ein Auto darin unterstellen zu müssen? Perfekt! Dann zeigen wir dir hier in diesem Artikel, wie du deine Garage zum Proberaum umfunktionieren kannst.
Das Wichtigste ist, dass alles gut schallisoliert wird. Dafür brauchst du ein paar Gipsplatten, Holzbalken, viel viel Holz- oder Steinwolle und natürlich auch Schaumstoff. Je nach Garagentor kann es sinnvoll sein, dass du dir noch bewegliche Schallschutzwände baust.
Das war schonmal ganz grob alles, was du wissen musst, um deine Garage als Proberaum nutzen zu können. Damit du aber auch ganz genau einen Plan davon bekommst, was du alles machen musst, geben wir dir hier eine Schritt-für-Schritt-Anleitung. Viel Spaß dabei!
Garage als Proberaum
Quick Facts: Garage als Proberaum nutzen
- Überprüfe, ob die Garage geeignet ist (dicke Wände, abschließbar)
- Du musst sie schallisolieren
- Dafür brauchst du handwerkliches Geschick und
- Ein paar Hundert Euro
Das war aber nur das Wichtigste nochmal in Kürze. Jetzt wird es ausführlich:
Garage als Proberaum: Vom Traum…
Wer träumt nicht davon: Einfach nach Lust und Laune das Garagentor aufmachen, sich ans Schlagzeug setzen oder die Gitarre umschnallen, Verstärker anmachen und ohne Rücksicht auf Lautstärke richtig Gas geben. Und wer weiß – vielleicht kommst du auch mal ganz groß raus, so wie diese Bands, die auch alle mal in einer Garage angefangen haben:
- Nirvana
- The Ramones
- Creedence Clearwater Revival
- The Who
- Buddy Holly
- Weezer
Vielleicht bist du aber auch gar kein Rocker, sondern willst heftigen Deathmetal shredden oder sanfte Töne zum Piano trällern, ohne dass es jemand mitbekommen will? So oder so, dein Garage-als-Proberaum-Projekt fängt mit solider Planung an.
… zur Realität.
Phase 1: Die Planung
Bevor du dich wie wild in die Arbeit stürzt, solltest du dir natürlich erst einmal ein paar Gedanken machen, damit aus dem Projekt kein Flop wird wie das „Chinese Democracy“-Album von Guns N‘ Roses. Haha, kleiner Spaß am Rande. Aber das hier solltest du dir echt überlegen.
Garage als Proberaum nutzen? Vorüberlegung
- Brauchst du das wirklich?
Natürlich, manche Instrumente muss man laut spielen – Schlagzeug, Gitarre, Gesang eigentlich auch. Aber wenn du nur ab und zu am Piano klimperst, kannst du dir auch eine Unterlegmatte und anständige Kopfhörer holen – das ist günstiger und zeitsparender. Bist du trotzdem noch davon überzeugt, dass du einen Proberaum in deine Garage bauen willst? Dann geht’s weiter zu Schritt 2: - Brauchst du deine Garage sonst nicht mehr?
Kannst du dein Auto woanders stehen lassen? Oder das Zeug, dass du bisher in der Garage hast, woanders unterbringen? - Ist deine Garage dazu überhaupt geeignet?
Jede Garage ist anders, und nicht jede kannst du in einen Proberaum umfunktionieren. Folgende Eigenschaften sollte deine Garage haben, damit du sie in einen Proberaum umgestalten kannst. Du brauchst:- feste, stabile Wände aus Beton
Ein Bretterverschlag aus Holz taugt auf jeden Fall nichts - ein Tor, dass du fest abschließen kannst (luft- bzw. schalldicht)
- einen Stromanschluss
für Verstärker, Belüftung, Licht - möglichst gute Luftzirkulation
- feste, stabile Wände aus Beton
- Hast du genügend Kleingeld?
So ein Umbau ist nicht ganz günstig. Für das Material brauchst du, je nach Größe und Aufwand, den du betreiben willst (von „Hauptsache, es dämmt“ bis „Alles muss super-deluxe sein“) bist du mindestens mit 200 € dabei, es können aber auch schnell mehr werden. - Bist du handwerklich begabt?
Du willst jetzt zwar nicht einen zweiten Eiffelturm bauen, aber gewisse Grundtechniken und handwerkliches Geschickt brauchst du schon. Und am besten hast du noch eine oder zwei helfende Hände dabei – denn viele Arbeiten kriegst du ganz alleine kaum hin.
Konntest du überall an diese Checkliste einen Haken dranmachen? Nice – dann kannst du hier schauen, was du alles an Material benötigst.
Garage zum Proberaum umbauen – Materialliste
Du brauchst:
- Gipskartonplatten
- Holzbalken
- Holzwolle oder Steinwolle
- Schaumstoff / Pyramidenschaumstoff
- Nägel, Schrauben, Dübel, evtl. Leim
- (Je nach Begebenheit deines Bodens: Schüttkies)
- Teppiche / Unterlegmatten
- Optional: Ventilator
Hast du alles beisammen? Perfekt, dann kann es losgehen! Hier kommt unsere Step-by-Step-Anleitung, mit der du deine Garage als Proberaum nutzen kannst. Aber Achtung: Lies sie erst ganz bis zum Ende durch, bevor du beginnst!
Garage als Proberaum nutzen – so geht’s
1) Entrümpeln!
Das sollte eigentlich klar sein, aber wir sagen es sicherheitshalber nochmal: Räum erstmal alles raus, was sich in der Garage befindet. So kannst du nicht nur besser arbeiten – sondern vielleicht auch gleich die Gelegenheit nutzen, mal ordentlich auszumisten.
2) Wände schallisolieren
Dieser Schritt ist auch schon die Kernaufgabe. Hierbei gibt es zwei Möglichkeiten, wie du vorgehen kannst:
- Einfach und billig: Masse statt Klasse
Bei der Schallisolierung gilt: Viel bringt viel. Du kannst also einfach eine Menge Holz- oder Steinwolle kaufen und alles an die Wand klatschen. Gleiches gilt für das Tor. Je dicker, desto besser. Klebe oder tackere es irgendwie so hin, dass es fest ist. Bringe im Abstand von circa zwei Metern Holzbalken an, zwischen die du dann den Pyramidenschaumstoff spannst. Die isolieren den Schall zwar nicht nach draußen, schlucken aber die Töne im Raum, sodass du leiser spielen kannst und dich trotzdem noch gut hörst. Wenn dir das Aussehen total egal ist, ist diese Lösung auf jeden Fall praktikabel. - Elegant und effizient: Die Raum-in-Raum-Lösung
Hierbei gehst du ein bisschen überlegter vor und lässt die Physik für dich arbeiten. Denn deren Gesetze besagen, dass die Schallwellen die Geräusche übertragen und du folglich verhindern musst, dass sie nach draußen dringen. Das erreichst du, indem du quasi in die Garage nochmal einen eigenen Raum, also quasi eine Schale, baust. Warum das funktioniert, kannst du in diesem viel zu ausführlichen Artikel nachlesen.
In den Abstand zwischen Schale und Garagenwand stopfst du so viel Holzwolle wie möglich. Wichtig dabei: Schalenkonstruktion und Wand dürfen sich nicht berühren! Wie du das ganz genau machst, kannst du in diesem, ebenfalls seehr ausführlichen Artikel nachlesen. Ansonsten hilft dir bestimmt unsere Illustration, um das Prinzip dahinter zu verstehen:
Das ist natürlich ein großer Aufwand, aber dafür erzielst du so auch exzellente Ergebnisse. Im Idealfall dämmst du nicht nur die Wände, sondern auch noch deine Decken ab. Das ist vor allem dann nötig, wenn über der Garage noch Wohnungen sind.
Lass bei der Raum-in-Raum-Lösung auf jeden Fall noch Platz für die Verkabelung!
3) Der Boden
Der Boden ist in einer Garage selten ein Problem. In der Regel reichen Unterlegmatten oder sehr dicke Teppiche. Wenn deine Garage aber keinen betonierten Boden hat, kannst du darüber nachdenken, noch eine Schicht Kies auszuschütten. Zumindest solltest du darauf achten, dass keine Feuchtigkeit eindringen kann.
4) Das Tor isolieren
Im Prinzip musst du hier das Gleiche machen wie bei den Wänden – nur wird es mit einer Schalenkonstruktion etwas schwierig. Natürlich kannst du zwar einen kompletten Raum-im-Raum errichten, aber das wird in den meisten Fällen nicht möglich bzw. zu teuer sein. Stattdessen kannst du auch einfach eine große Menge an Schaumstoff an die Tür kleben.
5) Den Schall nach innen dämpfen
Hier geht es nun nicht mehr darum, dass du verhinderst, dass Töne nach draußen dringen – sondern eher, dass sich die Akustik im Raum verbessert. Bringe dafür auf die innerste Schicht deiner Schalldämmung Pyramidenschaumstoff an – oder auch Eierkartons.
Für die Ecken empfehlen wir dicke Basstraps. Die kannst du entweder online bestellen oder aus Gipskarton und viel Holzwolle selbst bauen. Das müssen einfach nur große, massige Klötze sein, die du etwa 1-2 Meter vor jede Ecke stellst.
Extra-Info Eierkartons
Eierkartons dämmen den Schall nicht, sie dämpfen ihn aber – bzw. reduzieren sie das „Echo“ im Raum. Mit Eierkartons sorgst du also nicht dafür, dass weniger Schall aus einem Raum nach draußen dringt. Du erreichst, dass nicht mehr so viel von den Wänden wieder nach innen zurückgeworfen wird. Dein Sounderlebnis im Raum wird also besser.
6) Verkabelung & Lüftung
Wichtig ist natürlich, dass du am Ende deines Umbaus immer noch ein bisschen Strom im Proberaum hast. Zumindest für das Licht – oder kannst du dein Instrument schon perfekt blind spielen? Glückwunsch dazu. Aber auch wenn du ein virtuoser Egitarrengott bist, brauchst du Strom für den Verstärker.
Ebenso wichtig ist eine gute Belüftung. Ein oder zwei starke Ventilatoren sollten ausreichen, um den Proberaum nach jeder Session wieder gründlich zu entlüften. Wenn du keine ausreichende Lüftung hast, kann es vorkommen, dass dir erst deine Wände und dann dein Equipment wegschimmeln.
7) Losrocken
Das war’s auch schon! Wenn du all diese Schritte befolgst, solltest du deine Garage ideal als Proberaum nutzen können – ohne von den Nachbarn gestört zu werden oder diese zu stören. Wir wünschen dir viel Erfolg damit – und natürlich auch ganz viel Spaß!
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