Schlagzeug im Keller spielen – so geht’s

Schlagzeug im Keller spielen – so geht’s

Bass. Snare. Hi-Hat. Alles im Takt, dazu noch krachende Becken: Schlagzeug spielen macht einfach Laune. Am liebsten würden echte Drumheads rund um die Uhr spielen. Am besten im eigenen Keller – wenn da nur nicht das Problem mit der Lautstärke wäre. Denn Schlagzeuge kann man nicht einfach mal „leiser“ drehen wie ein Keyboard. Dämpfer für Drumfelle machen nicht so wirklich Spaß, und bei E-Keyboards hören deine Nachbarn das Stampfen und Treten trotzdem. Wie kann man aber Schlagzeug im Keller spielen?

Ganz einfach: Indem du den Keller ordentlich schalldämmst – im Idealfall mit einer Raum-in-Raum-Lösung. Auf jeden Fall aber mit jeder Menge Masse: Steinwolle, Gipskarton und Pyramidenschaumstoff dürfen dabei auch nicht fehlen.

Wir zeigen dir in diesem Tutorial Schritt für Schritt, was du tun kannst, damit du in aller „Ruhe“ Schlagzeug im Keller spielen kannst – ohne die Nachbarn zu belästigen.

Schlagzeug im Keller spielen – so geht’s

Zugegeben: Ich bin Gitarrist, kein Schlagzeuger. Aus meiner langjährigen Zeit mit Rock-, Metal- und Punkbands weiß ich aber: Drums sind laut. Sehr laut. Das größte Problem: Man kann sie nicht leiser drehen. Dass das ein Problem ist, sehen zumindest die anderen Musiker*innen so. Und natürlich deine Nachbarn.

„Ich kann einfach nicht leise Schlagzeug spielen. Da fehlt mir voll das Gefühl!“

Kommt dir dieser Satz bekannt vor? Das hat mal mein Drummer zu mir gesagt, als ich ihm erklären wollte, dass er ziemlich laut spielt und ich über die PA bei maximalem Anschlag kaum meine Stimme gehört hab. Und was für die anderen Bandmitglieder schon grenzwertig ist, ist für empfindliche Nachbarn meistens absolut inakzeptabel.

So laut wie du willst im Keller Schlagzeug spielen

Wenn du aber trotzdem zuhause in deinem Keller spielen willst (und zwar laut), dann musst du dir was einfallen lassen – beziehungsweise: Dann haben wir genau das Richtige für dich. Denn wir zeigen dir, wie du deinen Keller umgestalten kannst, um darin Schlagzeug zu spielen.

In diesem Artikel hier haben wir übrigens schon gezeigt, wie man seinen Keller in einen Proberaum umfunktioniert. Das ist beim Schlagzeug Spielen im Keller ganz ähnlich: Du brauchst eine ordentliche Dämmung. Aber fangen wir ganz von vorne an.

Schlagzeug im Keller spielen – so geht’s
Schlagzeug spielen macht Laune – es muss aber laut sein

Die Vorbereitungen

1) Der Keller

Als erstes musst du natürlich erst einmal überprüfen, ob der Keller überhaupt dafür geeignet ist, darin Schlagzeug zu spielen. Das heißt: Ist er groß genug? Ein Schlagzeug braucht locker 2 Quadratmeter – außerdem willst du ja noch bequem zu dem Hocker hinlaufen können.

Darüber hinaus sind auch das Mauerwerk und die Tür interessant: Sind die Mauern dick? Hast du überhaupt welche, oder ist dein Keller nur durch Bretter von den anderen getrennt? Dann wird es nämlich schwierig, wenn nicht sogar unmöglich, den Raum zu dämmen. Das gilt auch für die Tür: Es muss sich auf jeden Fall um eine Tür handeln, die man fest („luftdicht“) verschließen kann. Und massiv sollte sie sein.

Schlagzeug im Keller spielen – so geht’s
In einem Keller mit massiven Wänden kann man Schlagzeug spielen – man muss den Raum dennoch schallisolieren

2) Dein Budget / deine Möglichkeiten

Willst du einfach nur die Wände ein bisschen abdämmen, weil die Nachbarn über dem Keller ohnehin schwerhörig sind? Oder möchtest du gleich den ganzen Raum perfekt auskleiden? Überlege dir im Vornerein, wie viel Geld du ausgeben möchtest.

Gehen wir mal davon aus, dass du einen Keller von 15 m2 mit Deckenhöhe von 2,5 m hast. Dann hast du eine Wandfläche von 40 qm, dazu noch die Decke – also insgesamt 55 qm an Fläche, die du dämmen musst. Für die Dämmung brauchst du vor allem: Steinwolle, Gipskartonplatten und Pyramidenschaumstoff.

Das sind derzeit die gängigen preise dafür (August 2022)
Steinwolle: circa 5 € / m2
Gipsplatten: 3 € / m2
Pyramidenschaumstoff: 5 € / m2

Für einen Raum mit 15 m2 brauchst du also an Materialkosten:

55 x 5 € = 275 €
55 x 3 € = 165 €
50 x 5 € = 250 €*

Total: 640 €

Das ist natürlich schon eine Stange Geld – aber dafür kannst du dann auch immer in deinem Keller Schlagzeug spielen. Letztendlich musst du auch nicht den ganzen Raum auskleiden – zumindest nicht mit dem Schaumstoff. Rechne auch noch ein paar Euros für Bodenplatten ein und ein bisschen was für Elektronik bzw. Licht sowie eventuell einen Entfeuchter.

*Ja, da fehlen 5 Quadratmeter. Das ist ganz bewusst so gewählt, denn ein Raum voller Absorber klingt auch nicht gut.

3) Dein handwerkliches Geschick

Sicherlich: Es gibt schwierigere Aufgaben, als einen Keller so schalldicht zu machen, damit du darin Schlagzeug spielen kannst. Absolut unmöglich für Laien ist es aber nicht. Wenn du aber Handwerker*innen in deinem Freundeskreis hast, ist das natürlich ein großer Vorteil. (Am besten ist es natürlich, wenn der Gitarrist in deiner Band Handwerker ist – so wie bei mir 😉)

Dementsprechend aufwändig oder weniger aufwändig kannst du auch die Dämmung deines Kellers angehen.

Schlagzeug im Keller spielen – so geht’s
Den Keller fürs Schlagzeug spielen zu dämmen braucht ein bisschen handwerkliches Geschick

4) Die Schalldämmung – was ist wichtig?

Bevor wir mit der Praxis beginnen, noch ein kleiner Exkurs in die Theorie. Wenn es darum geht, Keller bzw. Proberäume zu dämmen, werden oft zwei Begriffe durcheinandergeworfen: Nämlich Schalldämmung und Schalldämpfung

Schalldämmung

Hier möchtest du vor allem eins: Den Raum mit der Geräuschquelle (hier: dein Schlagzeug) so zu isolieren, dass kein Lärm den Raum verlässt. Das erreichst du vor allem, indem du viel Masse verwendest.

Schalldämpfung

Damit ist gemeint, bestimmte Frequenzen innerhalb des Raums zu reduzieren – es geht also um die Raumakustik.

Was bringen Eierkartons?

Für die Dämmung bringen sie so gut wie nichts. Wenn du willst, kannst du das auch  hier sehr wissenschaftlich erklärt bekommen – du brauchst also nicht bei deinem nächsten Supermarkt oder deinem Eierhändler nachfragen. Allerdings kannst du sie als Dämpfer benutzen.

Ran ans Werk – Keller fürs Schlagzeug einrichten

1) Bodendämmung

Du hast dein Budget abgesteckt und dein Konto sagt: „Let’s go!“? Perfekt, dann kann es losgehen. Fangen wir am besten beim Boden an. Auch wenn unter deinem Keller in der Regel keine anderen Räume mehr sind, solltest du den Raum auch nach unten isolieren.

Das Mindeste, was du tun solltest, ist ein Teppich oder diese Bautenschutzmatten unter dein Schlagzeug zu legen. Denn das dämpft auch schon mal die Tritte und dunklen Basswellen ab. Im Idealfall legst du aber auch auf dem Boden Steinwolle aus. Wichtig hierbei ist, dass diese möglichst auch trittsicher ist. Darüber kannst du dann Gipskartonplatten auslegen und darüber dann deinen Untergrund – also Parkett, Laminat oder Teppich.

Wenn dein Boden sehr feucht ist, musst du eventuell überlegen, noch eine Unterschicht unter die Steinwolle zu legen, damit diese nicht feucht wird und schimmelt. Mehr zum Thema Feuchtigkeit erfährst du später.

Deine ideale Bodendämmung sieht so aus:

  • Steinwolle
  • Gipskartonplatten
  • Parkett, Laminat, Fließen…
  • Schwere Teppiche oder Bautenschutzmatten

Wenn du das hinter dir hast, geht’s an die Wände

Schlagzeug im Keller spielen – so geht’s
Unterlegmatten oder Teppich ist das Mindeste, was du in deinem Kellerboden auslegen solltest

2) Wände

Im Idealfall baust du dir eine freischwingende Raum-in-Raum-Lösung. Die Idee dahinter: Nur das Dämmmaterial hat Kontakt zur Kellerwand; die Stützkonstruktion und die Verschalung, die zum Inneren des Proberaums zeigt, haben keinen Kontakt zur Wand. Dadurch wird die Übertragung der Schallwellen unterbrochen und somit der Raum schallgedämmt.

Damit du dir das besser vorstellen kannst, habe ich dir hier eine kleine Zeichnung angefertigt:

Schlagzeug im Keller spielen – so geht’s
Für eine ideale Schalldämmung musst du das Dämmmaterial so anbringen, dass es keine Berührung mit dem Mauerwerk hat

Du baust dir also zuerst eine Stützkonstruktion, haust ganz viel Steinwolle an die Wand und schraubst dann die Dämmplatten an die Stützkonstruktion – aber achte wie gesagt darauf, dass die Stützen und die Platten nicht direkt die Wand berühren!

3) Decke

Im besten Fall wendest du das gleiche Prinzip auch auf die Deckendämmung an. Diese ist in einem Keller besonders wichtig, denn im Normalfall befinden sich über dem Keller ja schon die ersten Wohnungen, die im besten Fall nichts mehr von deinem Drumming mitbekommen sollen.

So eine freischwingende Konstruktion für die Decke ist natürlich anspruchsvoll. Hier brauchst du auf jeden Fall handwerkliches Geschick.

Wenn dir diese Raum-in-Raum-Konstruktion zu viel Aufwand ist, kannst du dich auch an die allgemeine Regel halten: Viel hilft viel. Hau also einfach so viel Masse zwischen das Drumset und die Nachbarn. Das ist natürlich eine etwas grobe Lösung – aber mal ganz ehrlich: Ihr Drummer habt doch eh kein Feingefühl, oder? (Haha, kleiner Spaß von der arroganten Gitarristenfraktion 😉)

4) Türen und Fenster

Natürlich musst du auch die Türen und (falls du hast) auch Fenster Schallisolieren. Die Türe bekommt dabei die gleiche Behandlung wie die Wände, nämlich Steinwolle und Gipskarton. Auch Styropor kannst du verwenden. Für das Fenster empfehle ich folgende Lösung:

Wenn du die Dämmung der Wand mit den Fenstern machst, lasse eine rechteckige Aussparung in der Größe des Fensters frei. Anschließend baust du dir aus Steinwolle und Gipskarton einen Propfen, den du dann in die Aussparung steckst – also quasi wie ein Ohrstöpsel für die Fenster.

So bekommst du das Fenster schallgedämmt und kannst es noch für die Lüftung verwenden – und die ist ganz besonders wichtig, wie wir gleich im übernächsten Schritt sehen werden. Alternativ kannst du auch 2 sehr dicke Fensterscheiben einbauen lassen. Dabei gilt nach wie vor: Masse ist Klasse.

5) Schalldämpfung – so sorgst du für eine bessere Raumakustik

Wenn du den Raum gedämmt hast, kannst du noch für ein bisschen mehr Raumakustik sorgen. Denn nackte Gipskartonplatten klatschen den Sound direkt wieder zurück – so klingt das Schlagzeugspielen scheppernd und krächzend.

Mit sogenannten Diffusoren kannst du die hohen Frequenten und höheren Mitten gut abfangen. Dazu verwendest du den berühmten Pyramidenschaumstoff – oder auch die Eierschalen.

Schlagzeug im Keller spielen – so geht’s
Mit Pyramidenschaumstoff kannst du Schalldiffusoren bauen, die hohe und mittelhohe Frequenzen schlucken

Bass-Absorber

Für die tiefen Mitten und die Basstöne brauchst du eine Basstrap. Dabei gilt wieder: To trap the bass, we need some mass. Du baust ihn am besten mit einem Billy-Regal von IKEA, viel Steinwolle und einem festen Stoff. Hier findest du eine sehr detaillierte Anleitung, wie du einen Bass-Absorber baust. Dann stellst du die Absorber in die Ecke des Raums.

Achte auf jeden Fall bei der Schalldämmung deines Raums darauf, dass du noch an die Elektronik rankommst. Eventuell musst du weitere Kabel verlegen.

6) Feuchtigkeit

Die Schalldämmung für deinen Raum ist fertig – doch noch kannst du nicht losrocken. Denn ein Aspekt ist gerade in feuchten Kellerräumen wichtig: Du musst was gegen Feuchtigkeit in deinem Raum tun, sonst hast du nicht nur Schimmel auf deinem Drumset, sondern auch ganz viel Sporen in deiner Lunge. Und da gehört das ganz und gar nicht hin.

Natürlich gibt es viele Möglichkeiten, wie du deinen Keller gegen Feuchtigkeit schützt. Hier kannst du das im Detail nachlesen. Ich habe mit meiner Band auch einen Proberaum, in dem wir lange gegen Feuchtigkeit kämpfen mussten.

Schlagzeug im Keller spielen – so geht’s
Schädigt Equipment und deine Gesundheit: Schimmel entsteht durch Feuchtigkeit

Was tun gegen feuchte Kellerluft?

Zusammen mit den anderen Musikern aus dem Proberaum haben wir lange nach einer Lösung gesucht – und das Beste daran ist: Zwei davon sind Ingenieure und absolute Experten für die Wärmedämmung von Gebäuden, ein anderer ist gelernter Handwerker. Also eigentlich die perfekte Kombination, oder? Letztendlich haben wir uns aber für einen Luftentfeuchter entschieden.

Dieser saugt die Feuchtigkeit aus der Luft und füllt sie in einen Behälter, den du (je nach Feuchtigkeit und gewünschter „Trockenheit“) alle ein bis zwei Wochen auskippen kannst. Dann lüften wir nach jeder Probe einmal kräftig. So bleibt die Luft angenehm trocken und dein Equipment schimmelfrei – auch wenn du (so wie wir) gerne mal die eine oder andere feucht-fröhliche Party in deinem Proberaum schmeißt.

Check-Up: Schlagzeug im Keller spielen

Hier siehst du nochmal auf einen Blick, was du tun musst, wenn du im Keller Schlagzeug spielen willst, ohne die Nachbarn zu nerven oder von ihnen genervt zu werden.

  1. Größe des Kellers abmessen
  2. Wände und Türen prüfen
  3. Raum schalldämmen (Gipskarton, Steinwolle) an Boden, Wand, Decke und Türen
  4. Raumakustik verbessern
  5. Feuchtigkeit vermeiden

Und dann noch ein kleiner, gutgemeinter Rat am Ende:

Sprich auf jeden Fall mit den Nachbarn. Denn auch bei einer soliden Dämmung können noch Geräusche in die Ohren deiner Nachbarn dringen. Allerdings kann ich dir auch Mut machen: Ich war mal in einem Tonstudio (German Wahnsinn in Hamburg) – und das lag sogar inmitten eines Wohnhauses. Mit Wohnungen darüber und darunter. Und auch die haben ein ganzes Album an einem Wochenende bis Sonntagnacht aufgenommen – mit fettem Schlagzeugsound, ohne Geräuschbeschwerden. Also kannst du es auch schaffen!

Ich wünsche dir auf jeden Fall gutes Gelingen – und natürlich mega viel Spaß, wenn du zukünftig in deinem schallgedämmten Keller Schlagzeug spielst.

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