Weintrauben aus dem eigenen Garten – das muss nicht nur ein Traum bleiben. Auch wenn Weinreben sommerliche Temperaturen bevorzugen, gedeihen sie auch in kühleren Regionen. Wer das erste Mal Weinreben pflanzt, sollte sich vorher allerdings ein wenig Wissen aneignen. In diesem Artikel beschäftigen wir uns mit der Frage: Wie tief wurzeln Weinreben? Sind sie Flach- oder Tiefwurzler. Hier ist die schnelle Antwort:
Je älter Weinreben werden, umso komplexer ist ihr Wurzelnetz. Jahrzehntealte Reben können bis zu 20 m in die Tiefe wurzeln, sie gehören somit zu den Tiefwurzlern. Der Wein von sehr alten Weinreben schmeckt intensiver, weil sie durch die größeren Wurzeln mehr Nährstoffe aufnehmen können.
Nicht nur Wein wird mit dem Alter besser, die Weinreben auch.
Der Wein aus alten Reben schmeckt einfach vollmundiger, da ältere Pflanzen mit dem dichteren Wurzelwerk mehr Nährstoffe aus der Erde ziehen können. Leider rechnet sich das für die Winzer in den meisten Fällen nicht, da ältere Reben auch weniger Ernte versprechen. Darum werden die meisten Reben alle 20 bis 30 Jahre erneuert werden.
Die Wurzeln von Weinreben sind ein spannendes Thema, deshalb beschäftigen wir uns noch etwas weiter damit. Wir schauen uns an, wie alt Weinreben werden können und wie die Wurzeln im Detail aussehen. Außerdem beantworten wir die Fragen, ob man Wein in Kübel pflanzen kann und wie man sie richtig setzt und pflegt.
Wie tief wurzeln Weinreben?
Die Weinrebe hat eine sehr lange und spannende Geschichte aufzuweisen. Sie ist eine der ältesten Pflanzen der Welt. Die Römer haben die Reben bereits vor mehr als 2.000 Jahren Wein im deutschsprachigen Raum angebaut, es wurde als Getränk der Götter angesehen. Wo der erste Wein erzeugt wurde, kann man heute nur schwer abschätzen. Die ältesten Funde stammen jedoch aus Georgien, die gefundenen Reste von Weinkrügen deuten auf die Zeit um 6.000 v. Chr hin.
Weinreben wachsen schnell und hoch
Bei Weinreben handelt es sich um Schlingpflanzen, die sich ursprünglich auf Bäumen hochrankten. Sie wachsen äußerst schnell und können dabei sehr große Höhen erreichen. Wenn sie nicht zurückgeschnitten werden, können die Klettersträucher durchaus 10 Meter oder länger wachsen.
In nur einem Jahr können die Triebe auch mal 2 Meter zulegen. Wer allerdings im Herbst möglichst viele süße Trauben ernten möchte, sollte die Pflanzen regelmäßig zurückschneiden.
Reben sind Tiefwurzler
Es ist nicht verwunderlich, dass die starkwachsenden Pflanzen auch sehr lange Wurzeln ausbilden können. Weinreben sind somit eindeutig den Tiefwurzlern zuzuordnen, die Fußwurzeln sehr alter Reben wachen in sehr lockeren Böden auch mal bis zu 20 Meter in die Tiefe. Die Seitenwurzeln hingegen wachsen hauptsächlich in den oberen Erdschichten, allerdings breiten sich auch die Fußwurzeln in den unteren Bodenschichten etwas in die Breite aus.
Wie alt wird eine Weinpflanze?
Je älter ein Rebstock, desto qualitativ hochwertig kann der daraus gewonnene Wein werden. Als alte Reben lassen sich Weinstöcke einteilen, die etwa älter als 30 Jahre sind. Denn die meisten Winzer erneuern ihre Reben, bevor diese das dreißigste Lebensjahr erreichen. Der Grund dafür ist simpel: Jüngere Pflanzen liefern höhere Erträge und größere Gewinne.
Aber wie alt kann ein Rebstock nun werden? Die Antwort lautet: sehr alt.
Mit einem Alter von 40 Jahren kann man Weinreben als alt bezeichnen, es gibt allerdings genügend Beispiele von Reben, die unter guten Bedingungen 100 Jahre alt wurden. In Kalifornien findet man Rebstöcke, die bereits vor etwa 200 Jahren gepflanzt wurden.
Der älteste Weinberg der Welt befindet sich übrigens in Deutschland. In dem südpfälzischen Dorf Rhodt stehen etwa 300 Rebstöcke, die bereits vor dem 30-jährigen Krieg (1618-1648) gepflanzt worden sein sollen. Die Reben wären damit über 400 Jahre alt und das Erstaunliche an der Geschichte: Sie bringen immer noch Erträge.
Weinreben in Töpfe oder Kübel pflanzen
Mit dem Wissen über die Wurzeln der Pflanze könnte man sich fragen, ob das Pflanzen in Töpfen oder Kübel überhaupt möglich ist. Und obwohl es sich bei den Reben um Tiefwurzler handelt, ist das Pflanzen in geeignete Gefäße möglich. Vorausgesetzt, man beachtet die folgenden Hinweise.
Rebsorte sorgsam aussuchen
Für die Zucht in beengten Verhältnissen bieten sich kleinere Weinrebsorten an. So gibt es Sorten, die nur etwa 3 Meter groß werden können. Dazu gehören unter anderem die Weintraube „Romulus“, sowie die Sorte „Datteltraube“, die eine sensationelle Geschmacksmischung aus Dattel und Traube bietet.
Topf richtig auswählen
Da die Wurzeln äußerst tief in die Erde reichen, brauchen die Reben sehr viel Platz. Der Topf sollte außergewöhnlich groß und tief sein. Es eignet sich für die größeren Rebsorten etwa ein altes Weinfass oder ein Topf mit mindestens 200 Liter Volumen. Nicht nur haben die tiefen Wurzeln darin genügend Platz, die Erde friert in einem großen Topf im Winter nicht so schnell und im Sommer kann genügend Wasser gespeichert werden. Sollten Sie ein altes Weinfass wählen, müssen Sie natürlich mehrere Löcher ins Holz bohren, damit das Wasser ablaufen kann.
Die ideale Erde
Der Boden sollte locker, kräftig, warm und vor allem tiefgründig sein. Torf- oder Lauberde beizumischen, kann ratsam sein. Weinreben bevorzugen einen leicht sauren Boden, ideal sind pH-Werte zwischen 5,5 und 7.
Drainage nicht vergessen
Staunässe mögen Weinreben überhaupt nicht, vergessen Sie deshalb niemals die Drainage. Diese können Sie einfach selbst mit Tonscherben, Blähton oder Drainagekies herstellen. Die Drainageschicht solle circa 10 Zentimeter hoch sein.
Standort
Damit die Trauben auch wirklich süß und saftig werden, brauchen Weinreben sehr viel Sonne und Wärme. Zudem sollte der Standort möglichst windgeschützt sein. Ein sonniger Platz an einer Mauer oder Hauswand bietet sich an. Da Weinreben gute Kletterer sind, bekommen Sie eine schöne Begrünung in diesem Fall gleich mit dazu.
Rankhilfe nicht vergessen
Niemals die Rankhilfe vergessen. Damit die Reben später Trauben ausbilden können, benötigen sie einen guten Halt. Sie können die Stütze selbst bauen, oder sie greifen auf die zahlreichen Produkte aus dem Handel zurück. Setzen Sie die Rankhilfe oder das Weinspalier vor dem Einfüllen der Erde ein, so können Sie die Stütze eventuell noch am Fass oder Topf befestigen und zusätzliche Stabilität schaffen.
Gießen
Wenn man Weinreben im Fass oder Topf pflanzt, darf man das regelmäßige Wässern nicht vergessen. Maßvolles Gießen mit Regenwasser oder Teichwasser ist empfehlenswert, übertreiben sollte man es nicht, denn die Reben reagieren äußerst empfindlich auf Staunässe.
Rebschnitt
Ganz gleich, ob im Weinberg, im Garten oder im Fass – Weinreben brauchen Schnitt. Im Herbst oder Spätwinter sollte man die abgetragenen Ruten um ein bis zwei Augen kürzen. Daraus bilden sich dann im Frühjahr neue Triebe, die kräftige Trauben tragen sollten. Ein weiterer Grünschnitt kann im Juni stattfinden.
Weinreben vor Winter schützen
Gerade Reben im Topf müssen vor der Kälte geschützt werden und richtig überwintert werden. Das kann etwa in einem unbeheizten Wintergarten passieren oder Sie schützen das Gefäß und die Pflanze ausreichend mit Winterschutzvlies.
Jetzt würden wir gerne von Ihnen hören. Hätten Sie gedacht, dass Weinreben so tief wurzeln können? Werden Sie Wein im Topf, im Garten oder etwa am eigenen Weinberg anpflanzen? Schreiben Sie uns einfach unten in die Kommentare, wir werden alle Fragen schnellstmöglich beantworten.
Bei uns steht die Einpflanzen direkt am Haus und rankt reichlich nach oben, Schnitt erfolgt regelmäßig. Frage: besteht Gefahr für das Mauerwerk/Außenwände im Boden? Gehen die Wurzeln in das Mauerwerk? Mfg Rüdiger Müller
Guten Tag Herr Müller, in diesem Fall müssten Sie prüfen, ob die Wurzeln ihrer Rebensorte als invasiv gelten. Viele Grüße Philipp
Guten Tag Philipp,
habe eine schöne Weinrebe mit jeweils 2 Rebstöcken links und rechts von meiner Terrasse. Angepflanzt wurde sie vom Vorbesitzer des Anwesens vor 25 Jahren. Im Januar beschwerte sich mein Nachbar darüber, dass die Weinrebe für Schäden an dem Fliesenbelag seines angrenzenden Wintergartens ursächlich sein sollen, gehöre deshalb entfernt. Aus der Begutachtung vor Ort ist ersichtlich, dass die Fugen lange Risse aufweisen, die sich bis zu seiner Kellerschacht hinziehen. Auch Fliesen lockern sich bzw. werfen nach oben. Der Einsatz einer Wärmebildkamera brachte gar nichts, da das Gerät den Boden bzw. den Untergrund nicht durchleuchten kann. Sowohl ein Fliesenleger als auch ein hinzugezogenes Estrichunternehmen sind der Meinung, eine Weinrebe könne aufgrund der Beschaffenheit des Untergrunds bestehend aus einem Betonsockel und einem Estrich diese Verwerfungen nicht verursachen. Wer hat recht? Habe nach dem Lesen Ihres Beitrags schon einen schlimmen Verdacht. Tatsächlich beträgt der Abstand der Rebstöcke zum Fliesenbelag aufm Nachbargrundstück ganze 40 cm. Diese Weinrebe hat uns 20 Jahre lang viel Freude und viel Genuss beschert. Außerdem spendet sie der Balkonbrüstung (nach wie vor traditionell mit einer Holzverkleidung) viel Schatten. Das lästige Streichen alle Jahre wieder bleibe uns damit erspart. Deshalb liege sie uns so sehr am Herzen und stelle fürs Anwesen ein Alleinstellungsmerkmal dar. Freue mich auf Ihre Expertise bei dieser heiklen Geschichte. Liebe Grüße. JM.
Hallo Jean-Marc, ich kenne das Problem von hebenden Gehwegplatten nur zu gut von meinen alten Tannen im Garten, bei denen ich es auch nicht übers Herz bringe, diese zu fällen. Dass Weinreben einen solchen Schaden anrichten können, ist nicht gewiss. Durch Beton werden sich die Wurzeln sicherlich nicht schlängeln können, wenn dann haben sie sich wohl in bereits vorhandene Risse eingenistet und sie dadurch erweitert. Wäre es nicht möglich nahe dem Nachbargrundstück die Wurzeln freizulegen, um herauszustellen, ob der Schaden wirklich durch Ihre Weinreben entstanden ist? Ich hoffe wirklich Ihre Weinreben dürfen bleiben. Liebe Grüße, Philipp.