Sind Spinnen Destruenten?

Sind Spinnen Destruenten?

Spinnen sind wirklich bemerkenswerte Wesen. Sie konstruieren ihre feinen Netze mit einer so hohen Stabilität und gleichzeitigen Feinheit, dass jeder Architekt darüber nur staunen kann. Wir wissen bereits so viel über die Spinne und haben dennoch immer wieder neue Fragen zu diesen Kreaturen. Viele fragen sich zum Beispiel: Sind Spinnen Destruenten?

Wenn Sie das geglaubt haben, liegen Sie aber falsch: Spinnen sind zwar Konsumenten, aber keine Destruenten. Das liegt daran, dass sie andere Lebewesen fressen und nicht nur Pflanzen bzw. organische, leblose Materie wie etwa Kot oder Aas.

Das war in aller Kürze die Antwort auf die Frage. Allerdings ist das mit den Konsumenten, Produzenten und Destruenten ein bisschen vertrackter als es auf den ersten Blick aussieht. Darauf gehen wir im weiteren Artikel ein – weiterlesen lohnt sich daher auf jeden Fall.

Sind Spinnen Destruenten?

Spinnen zählen zu den bemerkenswertesten Lebewesen, die über unsere Erde krabbeln – und dabei ihre Netze in unsere Ecken und Türrahmen spinnen. In einem unserer Artikel haben wir bereits die Frage geklärt, ob Spinnen auch Insekten sind. In diesem Artikel gehen wir aber der Frage nach, ob Spinnen auch zu den Destruenten zählen. Dazu müssen wir erstmal klären, was Destruenten überhaupt sind.

Definition Destruenten

Das Wort leitet sich vom lateinischen destruere ab, was so viel wie „abbauen“ bedeutet. Das englische Wort „to destroy“ (zerstören) leitet sich zum Beispiel davon ab. Und tatsächlich bauen die Destruenten auch etwas ab: nämlich organisches Material. Dazu zählen zum Beispiel Pflanzen, aber auch Fäkalien oder tote Tiere. Destruenten zersetzen also organisches Material und wandeln es in anorganisches Material um. Man nennt sie daher auch Zersetzer oder Mineralisierer. Dazu zählen beispielsweise Bakterien, Pilze oder auch Würmer.

Spinnen essen allerdings Insekten. Sie gehören daher nicht zu den Destruenten.  

In welche Abteilung gehören sie dann aber? Wir wissen, dass Spinnen andere Destruenten essen. Deshalb gehören sie zu den sogenannten Konsumenten. Was aber macht einen Konsumenten aus?

Sind Spinnen Destruenten?
Spinnen sind Konsumenten zweiter Ordnung

Definition Konsumenten.

Konsumenten sind Lebewesen, die sich von anderen Lebewesen ernähren. Das heißt: Sie können die Stoffe, die sie zum Überleben brauchen, nicht selbst herstellen, sondern müssen sich diese einverleiben, indem sie andere Lebewesen fressen. Dabei gibt es verschiedene „Ordnungen“.

Konsumenten 1. Ordnung

Zu den Konsumenten erster Ordnung zählen Pflanzenfresser oder auch Destruenten. Sie ernähren sich von solchen Lebewesen, die selbst Biomasse herstellen (Produzenten, siehe dazu unten). Dazu zählen beispielsweise Würmer, Gänse und Enten oder auch Menschen, die sich rein pflanzlich ernähren (also Veganer*innen).

Sind Spinnen Destruenten?
Quakende Enten sind Konsumenten erster Ordnung

Destruenten sind also auch Konsumenten – und zwar Konsumenten erster Ordnung.

Konsumenten 2. Ordnung

Das wiederum sind solche Lebewesen, die Konsumenten erster Ordnung fressen. Es sind also „Fleischfresser“. Dazu zählen zum Beispiel Vögel – wenn diese zum Beispiel einen Wurm verspeisen. Oder auch unsere liebe Spinne. Denn sie fängt ja in ihrem Netz Insekten und frisst diese dann auf. Konsumenten 2. Ordnung sind also Räuber. Wir Menschen können theoretisch auch dazu zählen, wenn wir beispielsweise ein Huhn oder andere Pflanzenfresser wie beispielsweise eine Ente essen. In der sogenannten „Nahrungspyramide“ steht nur noch eine Gruppe über dieser Ordnung:

Konsumenten 3. Ordnung

Das sind Räuber, die ihrerseits wiederum Räuber fressen. Wenn also eine Katze einen Vogel frisst, der wiederum einen Wurm gefressen hat, der sich von Pflanzen ernährt hat, dann ist eine Katze ein Konsument 3. Ordnung. Wir Menschen zählen ebenfalls dazu, denn wir essen einfach alles. Das muss man einfach mal so sagen. Wir stehen damit an der Spitze der Nahrungskette. Dennoch würde die ganze Pyramide zusammenfallen, wenn nicht ein großes Fundament alles zusammenhalten würde:

Die Produzenten

Die Produzenten bilden das Fundament unserer Nahrungspyramide. Sie müssen keine anderen Lebewesen fressen, um Biomasse bzw. Energie herzustellen (ja, wir wissen, dass man Energie nicht herstellen, sondern nur umwandeln kann). Pflanzen sind das Paradebeispiel dafür: Sie können allein durch Licht und Kohlenstoffdioxid und den Mineralien, die sie aus dem Boden beziehen, Biomasse herstellen. Das funktioniert über die sogenannte Photosynthese.

Sind Spinnen Destruenten?
Pflanzen sind Produzenten

Produzenten, Destruenten, Konsumenten – ein praktisches Beispiel

Vom Produzenten zum Konsumenten

Stellen wir uns einen Grashalm vor, der auf einer Wiese in der Sonne steht.

Durch das Sonnenlicht nimmt er Energie auf. Diese Energie benutzt er für einen chemischen Prozess: Er wandelt Kohlenstoffdioxid, Wasser und Mineralien zu Biomasse um. Der Grashalm ist also ein Produzent.Dann kommt eine Ente, quakt und rupft den Grashalm aus und verschlingt ihn. Damit wurde die Ente zum Konsumenten erster Klasse.

Neben dem Grashalm auf der Wiese steht eine Blume. Eine Biene schwirrt dorthin und schlürft den köstlichen Nektar der Blume. Das macht sie ebenfalls zu einem Konsumenten erster Klasse. Dann verirrt sich die Biene allerdings leider in dem filigranen Netz einer Spinne. Des einen Leid ist des anderen Freud, denn so kann sich die Spinne auf ein leckeres Mittagessen freuen. Indem die Spinne die Biene verspeist, wird sie ebenfalls zu einem Konsumenten – allerdings zu einem Konsumenten 2. Klasse.

Lange währt die Freude der Spinne allerdings nicht, denn in der Nähe ihres Netzes hat es sich ein Schwarm Fledermäuse gemütlich gemacht. Diese sind auch hungrig, und dummerweise stehen auch Spinnen auf ihrem Speiseplan. Durch ihr radargestütztes Navigationssystem flattern sie durch die Nacht – und schnappen sich die Spinne. Indem die Fledermaus die Spinne frisst, wird die Fledermaus zum Konsumenten dritter Klasse.

Und wir Menschen?

Wir Menschen können Konsumenten erster, zweiter und dritter Ordnung sein.

Veganer konsumieren keine tierischen Produkte. Wenn sie zum Beispiel eine Gurke essen, ein Stück Brot oder eine Tortilla, verzehren sie allerdings trotzdem Lebewesen (Gurke, Weizen, Mais) – also die Produzenten. Stehen also nur vegane Lebensmittel auf unserem Speiseplan, werden wir zu Konsumenten erster Klasse.

Wenn wir allerdings zum Beispiel einen Gänsebraten vertilgen, werden wir zu Konsumenten zweiter Klasse – denn die Gans ihrerseits ist ja ein Konsument erster Klasse, da sie zuvor Gras gegessen haben muss, um genügend Biomasse (in diesem Fall Fleisch) zu produzieren.

Und wenn wir beispielsweise einen Hecht fangen, zerlegen und dann grillen, dann werden wir zu Konsumenten dritter Klasse. Denn der Hecht ist ein Konsument zweiter Klasse: ein Räuber, der andere Fische isst (Konsument erster Klasse), die sich wiederum von Pflanzen (zum Beispiel im Aquarium) ernähren.

Sind Spinnen Destruenten?
Indem wir andere Räuber fressen, werden wir zu Konsumenten dritter Ordnung

Ist es wirklich eine Pyramide?

Wir sollten uns dennoch nichts darauf einbilden, dass wir an der Spitze der Nahrungspyramide stehen: Denn auch unsere Lebenszeit ist begrenzt. Und wenn wir eines Tages sterben, dann fallen auch über uns unzählige Insekten, Würmer und Bakterien her – also die Destruenten. Sie zersetzen unser totes Fleisch in Mineralien, was wiederum die Pflanzen in sich aufnehmen, die wiederum von Enten gefressen werden, die wiederum… Sie sehen also: Es ist ein Nahrungskreislauf, keine Pyramide.

Vielleicht sollte uns dies ein bisschen mehr Demut lehren vor der Welt und den Lebewesen, die mit uns auf dieser Erde leben. So sollten wir beispielsweise Spinnen nicht mit Deo töten, sondern sie lieber vertreiben, wenn sie uns durch ihre Anwesenheit stören.

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